Wissen Sie, was mich nervt?

Ich sage es Ihnen. Mich nerven nonchalante Medien, die über Olivenöl schreiben, ohne überhaupt verstanden zu haben, um was es dabei genau geht. Und fast noch mehr nerven mich die Journalisten, welche die entsprechenden Beiträge schreiben. Zum Beispiel in ihrer wöchentlichen, selbstverherrlichenden und bisweilen fast dekadent wirkenden Kolumne. Oder als allgegenwärtige Alleswisser, die sich als Superman der Kulinarik zu verstehen geben. Nicht zu selten schreiben diese Journalisten oder Food-Spezialisten beim Olivenöl über Qualität. So richtig gelingen tut das allerdings nie. Entweder ist vieles schlicht falsch, was sie in die Tasten hauen oder sie tippen wenig einfallsreich schamlos ab. Zum Beispiel bei Merum, dessen Werk "Dossier Olivenöl" ich verehre. Oder bei mir. Abschreiben ist grundsätzlich ok, wenn man die Quellen nennt oder beim Urheber des bezirzten Textes vorher um Erlaubnis fragt. Das machen unsere Kulinarik-Journalisten aber so gut wie nie.

 

Das übersteigerte Selbstbewusstsein gewisser (Ab-) Texter gipfelt darin, dass sie sich in Olivenölbewertungen versuchen. So las ich neulich in der Weltwoche vom 6. Oktober 2016 den Artikel «Beliebtes Multitalent» von Patrick Zbinden. Oder sollte ich wohl eher sagen von Andreas März? Es scheint ein wenig, als hätte der Mann mit Schnurrbart die Buchstaben ins Heft gesetzt. Anyway, in diesem Artikel schreibt der ausgebildete Sensoriker mit eindrücklich langem und vielseitigem Curriculum Vitae über Olivenölqualität, über die Schwierigkeit, an gutes Olivenöl zu gelangen sowie über "die besten" von ihm getesteten Olivenöle. Eine Öl-Kritik daraus hat es mir besonders angetan. Und zwar jene des bei Manor erhältlichen Produktes "Simply Extra Virgin". Sensoriker und Maschinenmechaniker Zbinden notiert dazu das Folgende: "Ein glorioses Öl mit fehlerfreiem Picual-Anteil. Enthält darüber hinaus Anteile der raren, weil pflegeintensiven Royal-Olive. Moderat bitter und scharf. In der Kategorie «Bestes Preis-Leistungsverhältnis» kaum zu überbieten." Ich muss gestehen, dass Zbinden mit dieser Beschreibung selbst für seine Demaskierung gesorgt hat. Er stellt mit dieser Bewertung eindrücklich unter Beweis, dass bei ihm in Punkto Olivenöl nicht viel geht. Er geht knapp als Olivenölliebhaber, nicht aber als Olivenölexperte durch, der aufgrund seines Fachverstandes die Legitimation hätte, für Roger Köppels Weltwoche schreiben zu dürfen.

 

Ich kenne das «Simply Extra Virgin» von Manor nur zu gut und weiss auch, wer das deutlich fehlerhafte, in eine mit leuchtstiftfarbigen Lettern bedruckte schwarze Blechdose abgefüllte Olivenöl produziert. Bei unserer Verkostung bei evoo ag schnitt das Öl als «nicht extra vergine» ab. Mitunter ein Grund, warum Manor dieses «gloriose» (so Zbinden) Olivenöl nun auslistet. Zbinden, der in vielen Bereichen sehr gut sein mag, beweist, dass er beim Olivenöl noch nicht so weit ist, um der Leserschaft der Weltwoche oder auch der Ringier-Zeitschrift «al dente» mit hilfreichen Tipps den Weg zu leuchten.

 

Säuhäfeli. Säudeckeli.

Andererseits allerdings hält sich Zbinden nicht zurück, die von Philipp Notter (ONAOO -  Verkosterschule von Fratelli Carli; Schweizer Olivenöl Panel) repräsentierten Olivenöle «1853 Benza Crù Turé» (ich kenne dieses Öl nicht) und «Pruneti Viuzzo DOP Chianti Classico, bio» (ein gutes Öl der Gebrüder Pruneti) im Test grosszügig zu berücksichtigen und deren Verkostungsresultate in der Weltwoche abdrucken zu lassen. Ebenfalls empfiehlt Zbinden das Öl «Terre Rossa», welches ebenfalls von einem Mitglied des Schweizer Olivenöl Panels in die Schweiz importiert wird. Das sind zu viele Zufälle. Offensichtlich versteht sich Zbinden mit den Verkostern des Schweizer Olivenöl Panels gut. Bereits im Jahr 2015 hat Zbinden mit zwei Verkostern des SOP (unter anderem mit Notter) gemeinsame Sache gemacht und bei einem Ringierblatt über Olivenöl geschrieben.

 

Zu guter letzt erwähnt Zbinden das südafrikanische «Morgenster» Olivenöl. Ein Blend aus mehreren italienischen Olivensorten, die heute unter der Kap-Sonne kultiviert werden. Giulio Bertrand, der rüstige Inhaber des Wine Estate, hat uns im Mai in der Schweiz besucht und uns einen ersten Wurf seines 2016er Öls verkosten lassen. Naja, es hat uns nicht umgehauen. Eher etwas langweilig, wie wir fanden. Wir haben bessere Jahrgänge von Morgenster erlebt und meinen auch, dass es dieses Jahr deutlich bessere Öle aus Südafrika gibt. Die vielen Awards, die Morgenster schon gewonnen hat, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Kap-Öl kein Gewinneröl sein kann. Zbinden wähnt sich allerdings gerade wegen den vielen Auszeichnungen, die das Öl in vergangener Zeit erhalten hat, in falscher Sicherheit. Und da passiert im gleich noch ein Fauxpas: Die Olivenernte beginnt in den Hainen Morgensters nicht im Juli, wie von Zbinden beschrieben, sondern je nach Witterung spätestens im Mai.

 

Die Ignoranz des Sensorikers

Ignorieren tut Zbinden die von Manor an die Weltwoche eingeschickten IOF-gesiegelten Spitzenöle. Eigentlich hätten diese - sofern der Verkoster tatsächlich etwas von Olivenöl verstünde - in der Liste «Die besten Olivenöle» Erwähnung finden müssen. Tun sie aber nicht. Zbinden dagegen will lieber die Frage "was es beim Kauf von Olivenöl zu beachten gilt" beantworten und zieht es dabei vor, die gängigen Erklärungen bezüglich Etikettierung etc. zum Besten zu geben, als zu erwähnen, dass es seit Sommer 2016 ein internationales Qualitätsgarantiesiegel gibt, welches den Konsumenten «echte extra vergine» Olivenöle anzeigt. Warum ignoriert Zbinden diese Meilensteine in der Geschichte des Olivenöls? Ich frage mich deshalb: Ist Zbinden nur ein schlechter Verkoster oder ist er auch einer dieser unsäglichen Manipulatoren der Food-Szene, welche in ihrer Unbedarftheit die logischen Zusammenhänge der Olivenölindustrie nicht erkennen?

 

Nur so viel: Ich schreibe weder über Schokolade, noch über Spaghetti oder Kalbsleberli. Warum tue ich das nicht? Ganz einfach, weil ich davon nichts verstehe. Ich schreibe lediglich über Olivenöl. Und ich schreibe über jene Menschen, die meinen, sie verstünden etwas über Olivenöl und das Gefühl haben, sie müssten ihr Halbwissen in irgendwelchen Zeitungen zum Besten geben. Ich schreibe über diese Menschen, nicht, weil ich Ihnen Ungutes, sondern weil ich die Konsumenten vor den Fehlinformationen, welche diese selbsternannten Experten in namhaften Medien abdrucken lassen, schützen will. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

THE MASTER SAYS:

«Echtes natives Olivenöl extra macht aus Gutem das Beste. Es bringt die Food Revolution in die Restaurants und in die Küchen zu Hause. Wer einmal echtes EXTRA VERGINE gekostet hat, weiss es fortan zu schätzen. Viel mehr noch: ....er differenziert damit das Gute vom Schlechten. Das ist gut so.»

Master of Olive Oil registered Trademark (logo)