Zahnlos: Schweizer Verordnung ohne Wirkung.

Olivenöl: Bertolli Gentile dürfte auch in der Schweiz nicht mehr in den Regalen stehen.

Google liefert in 0.26 Sekunden 42'700 Suchresultate, welche Olivenöl-News betreffen. Beim Durchklicken durch ebensolche Suchresultate fällt auf, dass die meisten Artikel vom sogenannten Etikettenschwindel handeln. Die jüngsten Nachrichten behandeln den italienischen Präzedenzfall, in welchem Lidl Italia (Primadonna), Carapelli Firenze (Bertolli, Carapelli, Sasso) und Pietro Coricelli zu happigen Bussen wegen unlauterer Geschäftspraktik verurteilt wurden.

 

Für die grossen Abfüller und die Inverkehrbringer minderwertiger, als extra vergine etikettierten Olivenöle wird die Luft zusehends dünner. Der italienische Staat setzte mit der Verhängung der Busse gegen fehlbare Marktteilnehmer ein deutliches Zeichen, zudem sind ebenfalls in Italien noch Verfahren gegen weitere Protagonisten wegen Handel von Olivenöl mit falscher Herkunftsangabe hängig. Doch damit nicht genug, in den USA müssen sich die US-amerikanischen Filialen von Salov (Filippo Berio - zurzeit noch bei Coop erhältlich) und Deoleo (Bertolli - zurzeit noch bei Denner, Aldi, Lidl und Manor erhältlich sowie Carapelli - zurzeit noch bei Coop und Manor erhältlich) ebenfalls wegen Verbrauchertäuschung vor Gericht verantworten. Und zu guter Letzt gibt es auch in England ähnliche Bestrebungen, gegen fehlbare Ölabfüller vorzugehen.

Fehlbare Marktteilnehmer bestrafen? Nicht in der Schweiz

So sehr wir Leser dieser Nachrichten das Gefühl haben, dass sich im Extra Vergine Dusel endlich etwas tut, müssen wir doch konsterniert realistisch bleiben und sehen, dass sich in der Schweiz kaum einer den Finger krümmt, Konsumentinnen und Konsumenten endlich richtig schützen zu wollen. Anders lässt es sich nicht erklären, warum trotz gleicher gesetzlicher Grundlagen (Verordnung (EWG) Nr. 2568/91) in der Schweiz jene Produkte von Supermärkten und Discountern weiterhin frisch fröhlich an Konsumentinnen und Konsumenten abgegeben werden dürfen, welche in Italien offiziell als nicht verkehrsfähig beurteilt wurden? So verkauft etwa Lidl Schweiz seine Öle "Bertolli Gentile" und "Primadonna" munter weiter. 

 

Wo liegt das Problem? Bund und Kantone scheinen sich nach wie vor nicht ganz einig zu sein, wie Olivenöle heute - auf Grundlage der neuen Verordnung - zu prüfen sind. Die rechtlichen Grundlagen, ein neues, unabhängiges, staatliches Olivenölpanel zu gründen, würden fehlen, so das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Mehr als ein halbes Jahr nach definitiver Einführung der aktuell geltenden Verordnung (nach Ablauf der zweijährigen Übergangsfrist zum 31.12.2015 hin) ist in der Schweiz noch kein einziges Gruselöl aus dem Regal verschwunden. Noch hat sich kein kantonales Labor getraut, für saubere Supermarkt-Olivenöl-Regale zu sorgen und so dem einen oder anderen Grossverteiler auf die Füsse zu treten.

 

Mit der neuen Verordnung hat der Bund den Kantonen zwar einen bulligen Kampfhund zur Erfüllung ihrer Aufgaben zur Verfügung gestellt, allerdings hat der Tierarzt diesem Kampfhund alle Zähne gezogen. Die Kantonschemiker scheinen ganz harmlos zu sein. Haben die kantonalen Labors begründeten Verdacht auf Inkorrektheit eines Olivenöls, so kann der betreffende Grossverteiler einfach mit zwei, durch ihn erkauften sensorischen Analysen das Gegenteil "beweisen" und schon ist der Fall für die kantonalen Vollzugsbehörden erledigt. Das Produkt darf weiterverkauft werden. Grossverteiler - wenn es um Olivenöl geht - müssen sich vor diesem zahnlosen Kampfhund nun wirklich nicht fürchten. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sebi Beck (Mittwoch, 27 Juli 2016 07:17)

    Diese Zeilen machen mich traurig und betroffen. Es fehlen mir die Worte, überhaupt etwas anderes zu schreiben.....

THE MASTER SAYS:

«Echtes natives Olivenöl extra macht aus Gutem das Beste. Es bringt die Food Revolution in die Restaurants und in die Küchen zu Hause. Wer einmal echtes EXTRA VERGINE gekostet hat, weiss es fortan zu schätzen. Viel mehr noch: ....er differenziert damit das Gute vom Schlechten. Das ist gut so.»

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