Von Argentinien bis nach Zürich. Olivenölwettbewerbe gibt es mittlerweile viele. Und fast jedes Jahr kommt einer dazu. Die Veranstalter müssen bisweilen ganz schön kreativ sein, um neuen Wettbewerben einzigartige Namen und das entsprechende Prestige verleihen zu können. So gehen einige Organisatoren gar so weit, den Namen des Wettbewerbs zu verkaufen. Das jüngste Beispiel ist der Domina International Olive Oil Contest, kurz D-IOOC. Was irgendwie tönt wie ein neues Angebot aus dem Horizontalgewerbe ist in Wahrheit der erste internationale Olivenölwettbewerb Siziliens, gesponsert von der Domina Hotelkette. Einer meiner Olivenölkollegen präsidiert diesen Qualitätswettbewerb und ist gleichzeitig auch Verkostungsleiter.
Geld stinkt nicht - anders als manche Öle
Was spornt die Organisatoren an, immer neue Olivenölwettbewerbe zu lancieren, kann man sich da unweigerlich fragen? Es sind drei Sachen: Man will auf der einen Seite die Kultur des guten Olivenöls in die weite Welt hinaustragen und auf der anderen Seite werden die Wettbewerbe auch ein bisschen für die Organisatoren selber gemacht. Die, die solche Wettbewerbe organisieren, stehen gerne im Rampenlicht. Das ist nicht verwerflich, denn gewisse narzisstische Veranlagungen hat wohl jeder von uns. Der Hauptgrund allerdings, warum solche Wettbewerbe ausgetragen werden, ist das Geld. Dieses Geschäft ist bei einer ordentlichen Teilnehmerzahl höchst rentabel. Zürich etwa, seines Zeichens teuerster Olivenölwettbewerb der Welt, verlangt für ein eingesandtes Olivenölmuster CHF 600.00. Weitere 300 Franken legt man obendrauf, wenn der Produzent ein weiteres Muster miteinsenden will. Bei über 100 Produzenten, welche ihre Öle einsenden, kommt da eine stattliche Summe Geld zusammen. Viele Wettbewerbs-Organisatoren bezahlen die acht bis zwölf Verkoster, welche über die Öle richten müssen, übrigens nicht. Entschädigt werden bloss die Reisespesen. An der diesjährigen New York International Olive Oil Competition wurden übrigens über 800! Olivenöle bewertet. Mit von der Partie war auch dort mein italienischer Kollege, der auch beim Domina International Olive Oil Contest federführend ist. Er avanciert jeweils im Frühjahr zum Profi-Verkoster, reist von Wettbewerb zu Wettbewerb und verkostet Olivenöle am Laufmeter. Die meisten davon mehrere Male - an jedem Contest mindestens ein Mal.
Was bringts den Konsumenten?
Dank den zahlreich stattfindenden Olivenölwettbewerben rund um den Globus wurden manche Olivenölproduzenten zu abgebrühten Trophäenjägern. Kein Wettbewerb wird ausgelassen. Man könnte für das finale Ranking wichtige Punkte verschenken, denken die Medaillensammler. Denn bereits zwei Internetseiten gibt es, die alle Olivenölwettbewerbe zusammenfassen und eine Art Schlussabrechnung erstellen, wodurch sich ein Olivenöl jeweils als das "meistausgezeichnete Olivenöl der Welt" bezeichnen kann. Regelmässige Spitzenplatzierungen bei Olivenölwettbewerben bestätigen dem Produzenten, dass er seine Arbeit korrekt verrichtet. Für ihn sind Auszeichnungen Bestätigung und Anerkennung zugleich. Nur, dass diese Produzenten zum Grossteil kleinere Erzeuger sind und ihre Öle selten im Kaufhaus oder im Supermarkt zu finden sein werden. Dort, wo die meisten Menschen einkaufen, gibt es nämlich kaum prämierte Olivenöle (Ausnahmen bestätigen die Regel. Wir sahen schon prämierte Öle bei Coop). Und diese Konsumenten wissen in der Regel auch nichts von Olivenölwettbewerben. Geschickt wäre es doch daher, einen Wettbewerb aller von Grossverteilern angebotenen Olivenölen zu lancieren. Ein Wettbewerb, mit dem auch die normalen Konsumenten etwas anfangen können. Ein Wettbewerb, bei dem sich zurzeit noch viele der im Angebot stehenden Olivenöle den letzten Platz teilen müssten. Das würde die Konsumenten umfassend informieren und einen gesunden Druck auf die Grossverteiler ausüben, sich in punkto Olivenölqualität endlich zu verbessern.
Ich finde Olivenölwettbewerbe nicht grundsätzlich schlecht, im Gegenteil, sie geben für Produzenten und Händler wichtige Anhaltspunkte. Trotzdem finde ich, dass ein Wettbewerb mit "Supermarktölen" fällig ist.
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P. Gabusi (Samstag, 11 Juni 2016 16:08)
Wir produzieren im Salento Olivenöl. Das Gut befindet sich in der 4. Generation im Besitz unserer Familie. Aber erst seit drei Jahren produzieren wir Olivenöl "der neuen Art". Wir bringen frische Oliven in die Frantoio bei Botrugno. Ich denke schon, dass uns die Wettbewerbe Bestätigung liefern, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber wir als kleine Produzenten müssen uns halt nach der Decke strecken und können nur bei regionalen Wettbewerben mitmachen da die internationalen oft viel zu teuer sind. Vielleicht haben Sie Lust, unser Öl mal zu probieren oder uns mal während der Erntezeit zu besuchen.
Teresa Spillmann Olivenhainbesitzerin in der Toskana (Freitag, 10 Februar 2017 09:20)
Wir sind regelmässige Teilnehmer von Zürich
Wir erhalten immer ein detailliertes Feedback von unseren eingeschickten Ölen und im Preis inbegriffen , die Ausstellung an der Grourmesse der Stand hat uns schon viele Kunden gebracht. Die anderen kosten mitllerweile 300 Euro im Schnitt. Du kriegst kein Feedback gar nichts. Manchmal machts der kleine aber feine Unterschied aus.
Sie sind ja der FLOS OLEI POINT der Schweiz , ist dass kein Wettbewerb? Diese sind wieder in Ihrem IOF dabei ist das wirklich eine neutrale Stelle? Was meine SIe dazu?
Silvan Brun (Samstag, 11 Februar 2017 23:50)
Liebe Teresa Spillmann
Die Gourmesse finde ich auch gut. Ich ging gerne hin ins Kongresshaus.
Vom Zurich International Olive Oil Award kann jede/r halten, was sie / er will. Wenn sie ihn gut finden und als hilfreich für Ihre Arbeit als Olivenölproduzentin finden, dann schicken Sie weiterhin Ihre Öle dort ein. Es muss nur für Sie und niemanden sonst stimmen.
Nicht ich bin der FLOS OLEI Point Schweiz, sondern evoo ag, wo ich als Geschäftsführer angestellt bin. FLOS OLEI ist ein grosser Olivenölführer, erscheint in gedruckter Form jeweils zu Beginn des Dezembers - ein etwas unglücklicher Zeitpunkt, wenn Sie mich fragen - und vergibt Auszeichnungen an die weltbesten Öle. Die Arbeit Marco Oreggias ist sicherlich unvergleichlich und enorm wichtig.
FLOS OLEI hat per se nichts mit IOF zu tun. Marco Oreggia ist bei IOF lediglich einer der Board Mitglieder. Auf der Website von IOF sind diese Mitglieder aufgelistet. Die Organisation setzt eben gerade Neutralität ins Zentrum ihres Tuns. Meiner Meinung nach ist sie für die Szene eine Notwendigkeit - gerade weil sie unabhängig ist und keine Interessen vertreten muss.
Einen schönen Sonntag wünscht
Silvan Brun
Theresa Sp. (Sonntag, 12 Februar 2017 01:00)
DOCH GEMÄß APP INFO IST DIE EVOO AG DER FLOS OLEI POINT DER SCHWEIZ. IST FAKT ! Ok habe mir mal die Seite angeguckt gemäss HR Register ist halt schon so, dass es diverse Verbindungen gibt. Im Prinzip spielt dies keine Rolle . Ich finde es toll wenn man über die Probleme in der Oliven Welt spricht- aber leider fällt mir immer wieder auf- dass Sie den Blog eher Nutzen um andere Schlecht zu machen Personen bewusst abreden, blossstellen ...es gibt diverde Gründe um andere herunter zu putzen- Mangelnde Selbstsicherheit- So wie es mir geht- soll es anderen gehen.Ich würde mir mehr ...Schreiben Sie doch mehr über Ihre fachlichen Kompetenzen als (Olive Oil Master wo auch immer man diesen Titel erlangen kann)und nicht über andere
was Sie in ihren Augen ich betone in Ihren Augen falsch machen. Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen schönen Sonntag Freundliche Grüsse T.S
Theresa Sp. (Sonntag, 12 Februar 2017 01:27)
Informieren Sie doch mehr über Neuigkeiten...wie Sie Ihren Alltag als Händler erleben oder einen ausführlichen Bericht über Ihre Produzenten...Solche sachliche Inhalte finde ich interessant- aber immer nur gewisse Personen oder den zürcher Wettbewerb oder aus den Panel als Zielscheibe zu verwenden ist Schade, denn es gibt halt immer wieder Bestätigungen dass sie ihren Job richtig machen. Denn Schlussendlich ist der Einkäufer oder der Qualitätsverantwortlicher der Unternehmung zuständig und nicht keine andere Stelle.Auch bei Manor nicht. Denn neben geprüften IOF Öle stehen unmittelbar die Öle die sich nicht extra vergine bezeichnen sollten. Auch da müssen die Qualitätsverantwortlichen des Manors sich an die Nase nehmen, sicherlich nicht der Schweizer Olivenpanel.
Silvan Brun (Sonntag, 12 Februar 2017 13:25)
Liebe Frau Spillmann
Vielen Dank für Ihre couragierten Nachrichten. Kritiken sind stets willkommen und wichtig.
Ich habe Ihnen in meiner vorherigen Antwort bestätigt, dass evoo ag FLOS OLEI Point der Schweiz ist. Diese Plattform, auf welcher wir im Moment hin- und herschreiben, hat aber nichts mit evoo ag zu tun. Master of Olive Oil ist ein Blog rund um Olivenöl, er hat zur Aufgabe, auf Missstände aufmerksam zu machen, aufsässig und hartnäckig zu sein, bis sich etwas ändert. Deshalb werden Sie hier bis zu jenem Zeitpunkt, zu welchem wir ein faires Olivenölangebot in Europa haben, immer wieder harte Kritiken lesen. Selbstverständlich gibt es zwischendurch immer wieder auch schöne und leichtverdauliche Blogs.
Selbstverständlich gibt es Verbindungen zwischen IOF, evoo ag und mir. Wie könnte das auch nicht so sein. IOF hat in meinem und Marcel Christens Kopf begonnen. Haben Sie das Gefühl, irgendjemand gründet einfach so eine Stiftung zum Schutz des Olivenöls und dessen Konsumenten? Kein Mensch hätte daran Interesse. Er verliert ja nur Geld. Die Gründung einer Stiftung kostet nämlich ordentlich Geld. Schon nur, um diese im Handelsregister eintragen zu können, muss man 50'000 Franken einschiessen. Marcel Christen war bereit, privates Vermögen dafür aufzuwenden. Konsequenter- und ehrlicherweise wurde er als Zeichnungsberechtigter bei evoo ag aus dem Handelsregister ausgetragen. Wie sie der Chronik des Handelsregisterauszuges von evoo ag entnehmen können, geschah dies rund ein halbes Jahr, bevor er das Amt als Stiftungsratspräsident von IOF offiziell übernommen hatte. Und wie Sie dem HR-Auszug weiter entnehmen können, ist seit dem 06.01.2017 auch Roger Christen, mein Gründer-Partner von evoo ag, aus der Gesellschaft evoo ag ausgeschieden. Er ist heute weder Zeichnungsberechtigter noch Aktionär. Unsere Wege haben sich getrennt. Es gibt jetzt neben mir einen weiteren Aktionär bei evoo ag, der nichts mit Marcel oder Roger Christen zu tun hat, nicht mit ihnen verschwägert, verwandt und auch nicht mit ihnen befreundet ist. Die Nähe IOFs zu mir ist nicht unproblematisch, Frau Spillmann, das bin ich mir sehr wohl bewusst. Aber Sie müssen eines wissen: Ich tue die Arbeit mit dem grünen Gold nicht des Geldes wegen. Das ist mir nämlich ziemlich egal. Würde ich sonst in meinen in der Szene sehr rege gelesenen Blogs mal die Migros, Coop, Lidl & Co. kritisieren? Ich könnte mir als Händler - evoo ag - damit nämlich selber schaden. Weil Sie wissen, dass ich trotzdem nicht davor zurückschrecke, die Wahrheit zu sagen, egal ob sich diese nach Basel, Zürich oder nach Weinfelden richtet, ist Ihnen klar, dass ich keinerlei finanziellen Interessen habe. Ich habe ein Prinzip: Ehrlichkeit.
Und ich habe einen grossen Traum, Frau Spillmann. Ein faires Olivenölangebot. Den Konsumenten und nicht zuletzt den ehrlichen Produzenten zuliebe, die einen Platz in den Olivenölregalen der Grossverteiler verdient haben.
Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass bei Manor neben IOF geprüften Olivenölen auch solche stehen, die ich mir nie und nimmer über den Salat tröpfeln würde. Ich persönlich finde beispielsweise Bertolli abscheulich. Manor kennt meine Haltung diesbezüglich und ich finde es wichtig, dass Geschäftspartner immer offen und ehrlich zueinander sind. Aber immerhin sei an dieser Stelle erwähnt, dass Manors Kunden zum heutigen Tag genügend andere Auswahl haben und nicht zwingend Bertolli kaufen müssen.
Silvan Brun (Sonntag, 12 Februar 2017 13:27)
Das bringt mich übrigens zum Punkt der Qualitätssicherung von Grossverteilern. Gemäss Lebensmittelgesetz ist derjenige, der ein Lebensmittel oder einen Gebrauchsgegenstand in den Umlauf bringt, dafür verantwortlich, dass jenes Produkt die gesetzlichen Rahmenbedingungen erfüllt, sprich sicher ist. Beim Olivenöl ist das "Selberverkosten" allerdings nicht ganz einfach, wozu die pflichtbewussten Einkäufer der Grossverteiler ihre Muster an Olivenölpanels schicken. Zum Beispiel ans Schweizer Olivenöl Panel oder ans Deutsche Olivenöl Panel - wenn ich mich nicht irre, schickt beispielsweise die Migros Olivenölmuster nach Deutschland und Coop an den Zürichsee nach Wädenswil. Die Einkäufer, Product- oder Sourcing Manager der Grossverteiler vertrauen also dem Resultat dieser Panels und machen die Listung des Produkts von diesem Verkostungsresultat abhängig. Und hier passieren meines Erachtens nach grosse Fehler. Das Olivenöl, das eingekauft werden soll, wird im Panel - beispielsweise in Wädenswil - unter anderem von der selben Person sensorisch beurteilt, welche das Olivenöl im Namen des Grossverteilers schlussendlich einkauft.
Sie verstehen sicherlich, dass ich diese Praktik im Sinne eines fairen Olivenölangebots bei den Grossverteilern nicht tolerieren kann. Und auch Sie sollten das nicht tolerieren.
Einen frohen Sonntag wünsche ich Ihnen, Frau Spillmann.
Übrigens - wenn Sie das Bedürfnis haben, persönlich mit mir zu sprechen, bin ich jederzeit dafür bereit.
Ach ja, den Master in Olivenöl können Sie in Spanien, in Italien oder neu auch in New York machen. Ist gar nicht so schwierig, wenn man's kann :-). Und Master of Olive Oil ist nicht zuletzt eine geschützte Marke.
Herzlich
Silvan Brun
Mark Kuster (Montag, 13 Februar 2017 20:05)
Hast du Feinde, Silvan?
Bleibe deinem Weg treu. Er ist der einzig richtige, den du beschreiten sollst.