Gutes Olivenöl für wenig Geld

Es ist für mich die vertraute Gewohnheit: Olivenöl vom Discounter probieren. Die Verkostungsnotizen ähneln sich. Egal wann und wo ich zur günstigen Olivenölflasche greife. Stichig sind diese Öle fast immer. Manchmal auch etwas ranzig, da es sich zumeist um ältere Öle handelt, die schon zu lange Licht und Wärme ausgesetzt sind.

 

Weg vom Gewöhnlichen - hin zur Qualität. DENNER Primess Olio Extra Vergine di oliva Toscano IGP

Doch dieses Öl hier riess mich prompt aus der vertrauten Gewohnheit......... Angefangen hat es allerdings auch hier wie immer. Als ich durch die engen Regalstrassen der DENNER Filiale im luzernischen Rothenburg schlenderte, trachtete ich nach guten italienischen Weinen - in der Regel werde ich hier nämlich fündig. Auf einmal erinnere ich mich an die Frage, mit welcher mein Kollege kürzlich völlig aufgebracht auf mich zukam: "Du, DENNER hat ein IGP Toscano Olivenöl für unter 10 Franken im Angebot. Das kann doch nichts sein, oder?" Die Weine aus dem Hause Antinori waren mir plötzlich schnuppe und ich eilte mit schnellen Schritten zu DENNERS Olivenöl-Sammelsurium. Da stand es. Das Primess Toscano IGP. Ich griff zur zweithintersten Flasche (ich wollte dem Öl im Hinblick auf den bevorstehenden, erbarmungslosen Test eine möglichst gute Ausgangslage zugestehen) und bezahlte sodann an der Kasse.

 

Kaum zu Hause angekommen machte ich mich an die Verkostung. Ich holte ein sauberes Degustationsglas aus dem Glaskasten und stellte es - bereit für den grossen Test - auf den Olivenholztisch. Ungeduldig öffnete ich nun die Folienkappe der Olivenölflasche, drehte den Verschluss, nahm den Deckel ab und goss sogleich reichlich Öl in das vorbereitete Glas. Ich vinierte das Glas, bis die Glaswand rundum mit Öl bedeckt war (was das Öl, aber auch schamlos allfällige Fehler, für die Nase tiptop zur Geltung kommen lässt) und stellte es wieder auf den Tisch.

 

Der grosse Moment war gekommen - vernichtend oder lobend - wie wird das Urteil ausfallen?

Jetzt war der grosse Moment also gekommen. Ich hob das Glas an und führte es zu meiner Nase. Nach einem langen und kräftigen Atemzug liess ich meine Hand mit dem Glas in den Schoss gleiten. "Kann das sein?", fragte ich mich und hob das Glas mit dem Primess Toscano IGP ein zweites Mal an und führte es erneut zur Nase. Der erste Eindruck bestätigte sich. Ich ging einen Schritt weiter und nahm einen Schluck Öl in den Mund, zog Luft durch die Zähne in den Mundraum und liess das Öl so zu seiner vollen Entfaltung kommen. Tatsächlich, auch im Mund bestätigte sich, was ich schon in der Nase hatte. Schockstarre? Nein. Mir geht es sehr gut. Ist das Öl stichig, so wie es alle anderen Discounter-Olivenöle bisweilen immer waren? Nein, dann hätte ich es nie und nimmer freiwillig in den Mund genommen. Und wenn ich es getan hätte, hätte sich mein Olivenholztisch einer neuen Ölung erfreut. Kurzum, ich hätte es sofort wieder ausgespuckt. Dieses Primess Olio Extra Vergine di oliva Toscano IGP ist für mich ohne Fehl und Tadel - sprich es handelt sich dabei um ein echtes EXTRA VERGINE. Das steht nicht nur einfach so auf der Etikette, wie es sonst vielerorts steht, es ist auch tatsächlich drin. Kein Etikettenschwindel, kein Konsumentenbetrug. Ein sauberes Olivenöl. Dass das Öl aus der Ernte 2013 stammt, verschafft ihm gleich nochmals etwas Pluspunkte. Es hat sich nämlich tiptop gehalten. Die Frucht ist noch prima präsent, es duftet nach weissen Blüten, Mandeln und nach Banane. Am Gaumen hat es eine feine Schärfe, welche prima mit der zurückhaltenden Bitterkeit ausbalanciert ist.

 

Dieses Olivenöl für unter 10 Franken ist wirklich ein Schnäppchen. Da müssen sich Filippo Berio, Carapelli, Bertolli und wie sie alle heissen, ohne Murren hinten einreihen.

 

Vielen Dank für die gelungene Überraschung. Bleibt nun nur noch die Frage offen, ob das diesjährige Toscano IGP da mithalten kann. Denn soviel ist gewiss: In der Toskana haben die Olivenbauern und -müller, die echtes EXTRA VERGINE produzieren, in der Kampagne 2014 einen Ernteausfall von 90 % zu verbuchen. Ich werde es auf jeden Fall testen.

 

Produkt: Olio Extra Vergine di oliva Toscano IGP - DENNER Primess

MHD: 07.04.2015

Lot: 141285

Erntekampagne: 2013 / 2014

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Kommentare: 16
  • #1

    Reto Amstad (Dienstag, 03 Februar 2015 18:54)

    Das ist in der Tat erfreulich, wenn auch sehr erstaunlich. Ich frage mich, wer an diesem Öl schlussendlich noch verdient? Den Kunden kann es ja egal sein, sie bekommen offensichtlich für den Preis anständige Ware geliefert.

  • #2

    Markus Häfliger (Dienstag, 03 Februar 2015 19:28)

    Wie sagt man so schön: "Nach Öl gebohrt und gefunden." Eine erfreuliche Nachricht, die uns nach dem absurden Pizzenkrieg erreicht.

  • #3

    Martin Scherrer (Mittwoch, 04 Februar 2015 07:29)

    Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Test. Sie werden es kaum glauben, aber ich stand kurz vor Weihnachten in einem Denner-Shop in Luzern und überlegte mir, ob ich das von Ihnen getestete DENNER Primess Olio Extra Vergine di oliva Toscano IGP als Geschenk für einige meiner Bekannten kaufen soll oder nicht. Ich kaufte es nicht, weil ich der Meinung war, dass der äusserst tiefe Preis mit der versprochenen Qualität nicht übereinstimmen kann. Man las ja in letzter Zeit so einiges über die "Olivenernte in Italien" im Allgemeinen und die Machenschaften der "Olivenöl-Mafia" im Besonderen. Nach der Lektüre Ihres Blogeintrags schäme ich mich nun fast ein bisschen über mein Misstrauen. Wäre es nicht möglich, dass Sie in Zukunft die Olivenöle der Detaillisten wie Denner, Migros und Coop über ein Label bewerten, das uns Konsumenten echte und vertrauenswürdige Hinweise geben könnte? Man/Frau ist da ja an den Regalen in den Supermärkten doch etwas unsicher geworden. Vielen Dank für Ihre Bemühungen.

  • #4

    Regina Zaugg (Mittwoch, 04 Februar 2015 07:34)

    Lieber Herr Brun, es wäre für uns Konsumenten äusserst Hilfreich, wenn wir uns in Zukunft über Ihren Blog bezgl. Olivenöle ALLER Discounter orientieren könnten.

  • #5

    Beat Gloor (Mittwoch, 04 Februar 2015 07:44)

    Ich war über die Weihnachtsfesttage in Spanien und habe dort bei einem Olivenöl-Produzenten direkt ein paar Flaschen Olivenöl eingekauft. Es gibt in der Schweiz im Handel also tatsächlich Olivenöle, von denen man behaupten kann "wo Extra Vergine" draufsteht, ist auch "Extra Vergine" drin"??? Gut zu wissen, aber wie erhalte ich diese Informationen in Zukunft? Bin nur durch Zufall auf Ihren Blog gestossen.

  • #6

    HG Lassak (Mittwoch, 04 Februar 2015)

    Wieviel bezahlt Ihnen Denner für diese Bewertung?

    Ein Schelm wer Böses denkt.

    :)

  • #7

    Silvan Brun (Mittwoch, 04 Februar 2015 09:20)

    Lieber Herr Lassak

    Eine gute Frage verdient eine ehrliche Antwort:
    Nichts. Sonst würde das gute Olivenöl nur unnötig teurer.
    Ich bin nicht käuflich. Und wenn ich es wäre, würde das sogar den finanziellen Rahmen von DENNER sprengen.

    Reicht Ihnen diese Antwort?
    Beste Grüsse

    Silvan Brun

  • #8

    Silvan Brun (Donnerstag, 05 Februar 2015 09:18)

    Lieber Martin Scherer

    Vielen Dank für Ihren geschätzten Kommentar.

    In der Regel tun Sie natürlich gut daran, beim Einkauf von Olivenöl vorsichtig vorzugehen. Allzu oft halten die Olivenöle nämlich nicht das, was sie den Konsumenten auf dem Etikett versprechen. Ich gehe davon aus, dass 95 % aller in der Schweiz erhältlichen Olivenöle "falsch" etikettiert sind.

    Ich persönlich erachte es daher als grosse Notwendigkeit, dass man viel weniger die schlechten Produkte abstraft, sondern vielmehr über jene Produkte, die wirklich gut sind, berichtet und sie den Konsumenten mit gutem Gewissen empfehlen kann.

    Über gute Produkte, die mich als Master of Olive Oil qualitativ zu überzeugen vermögen, werde ich auch weiterhin auf dieser Website www.oliveoilmaster.ch berichten.

    Ich freue mich, Ihnen mit dieser Antwort zu dienen und grüsse Sie freundlich

    Silvan Brun

  • #9

    Silvan Brun (Donnerstag, 05 Februar 2015 09:31)

    Liebe Regina Zaugg

    Vielen Dank für Ihren geschätzten Kommentar.

    Es geht nicht darum, stets über die ungenügenden Öle zu schreiben, sondern die guten Produkte zu portraitieren und hervorzuheben. Da fällt für mich erstens viel weniger Arbeit an und zweitens macht das mir beim Verkosten viel mehr Spass. Einen guten Dienst erweist Ihnen bei der Auswahl guter Olivenöle auch der "Taschenführer Olivenöl" von MERUM, welcher alljährlich im Frühjahr erscheint und die besten Olivenöle Italiens bewertet.

    Beste Grüsse

    Silvan Brun

  • #10

    Franz Meier (Sonntag, 08 Februar 2015 06:15)

    Günstig ist nicht gleich "schlecht", genauso wie teuer nicht unbedingt "gut" bedeutet.

    Trotzdem hege ich gegenüber den 4-Franken-pro-Liter-Ölen grosse Skepsis. Ich habe bisher noch keines gefunden, dass mich geschmacklich überzeugt hat. Und ich habe dabei stets so degustiert, wie ich es unter anderem bei Ihnen im Kurs gelernt hatte. Da stelle ich mir nun schon die Frage, ob es sinnvoll ist, einen Discounter zu loben, der neben einem guten Olivenöl 10 schlechte Olivenöle im Angebot hat?

    Setzt man damit nicht ein falsches Zeichen?

    Liebe Grüsse
    Franz Meier

  • #11

    Silvan Brun (Dienstag, 10 Februar 2015 11:06)

    Lieber Franz Meier

    Der Preis macht nie die Qualität. Natürlich kann man für ein "4-Franken-pro-Liter-Öl", wie Sie es nennen, kein Premium EXTRA VERGINE erwarten. Fehlerfrei könnte es unter Umständen sein. Primess IGP Toscano kostet jedoch immerhin rund 10 Franken pro 500 ml. Ich finde, dass die Konsumenten ein Recht darauf haben, zu wissen, welche Öle gut und welche nicht gut sind.

    Damit setzt man nie ein falsches Zeichen. Denn nur die Konsumenten haben die Möglichkeit und die Macht, den Abfüllern von ungenügenden Ölen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Und das tun sie, indem sie bewusst nur gute Ware kaufen, die ja mitunter auch günstig sein kann, wie wir das anhand des DENNER Beispiels sehen.

    Beste Grüsse
    Silvan Brun

  • #12

    Marlène Schuler (Montag, 09 März 2015 20:50)

    Lieber Herr Brun
    Haben Sie die neue Abfüllung 2014 dieses Olivenöls schon getestet?
    Herzlichen Dank für Ihre Beiträge, die uns Konsumenten aufklären. Schätze ich sehr.
    Wie Sie schon geschrieben haben, können wir nur mit Kaufen oder eben Nicht-Kaufen den Markt beeinflussen.
    Liebe Grüsse, Marlène Schuler

  • #13

    Guido Spiess (Montag, 06 April 2015 20:22)

    Danke für den Tipp. Ich bin jetzt auch Denner-Kunde. :-)

  • #14

    Massimo Tafuro (Freitag, 15 Januar 2016 14:08)

    Hallo Herr Brun
    Ich beschäftige mich momentan oft mit dem Thema Olivenöl. Ein gutes Oel kostet beim Olivenbauer für Grossisten 7-8 Euro pro Liter. Dann noch Transport, Zoll, Mwst, Marge für den Importeur..., dann sind wir bei Fr. 11.-- pro Liter. Bei einer 500ml Flasche liegen wir etwas höher. D.h. bei Fr. 7.--. Falls Denner den selber importiert, bleibt eine 30% Marge. Somit ist dieser Preis durchaus möglich.
    Was mich etwas verunsichert in Ihrem Artikel ist, dass Sie schreiben "...es duftet prima nach Bananen". So viel ich weiss, sind jedoch nicht alle Fruchtaromen willkommen, so weisen beispielsweise Aromen von reifer Banane auf eine unsachgemäße Behandlung der Oliven oder des Olivenbreis hin. Was können Sie mir dazu sagen?

  • #15

    Silvan Brun (Dienstag, 19 Januar 2016 07:54)

    Sehr geehrter Herr Tafuro

    Herzlichen Dank für Ihre Nachricht. Zuerst beantworte ich gerne Ihre Frage hinsichtlich Bananenduft, bevor ich auf weitere Punkte Ihres Kommentars eingehe:

    Ein Olivenöl kann nach Bananen duften. Nach unreifen, grünen oder nach reifen Bananen. Daran ist grundsätzlich nichts falsch. Es ist vorderhand jecnach Olivensorte eben oliventypisch und kann je nachdem etwas über den Reifegrad der Oliven aussagen, die zu Öl extrahiert wurden. Dass "reife Banane" auf unsachgemässe Behandlung der Oliven oder des -breis (was ohnehin zwei ganz unterschiedliche Dinge sind) zurückzführen wäre, kann ich nicht bestätigen. Woher haben Sie Antithese?

    Olivenöl kann sigar nach Erdbeeren oder nach Rosenblüten riechen. Oftmals ist hier der Müllner, der sein Handwerk versteht und aus super guten Früchten nicht nur ein gutes, sondern ein hervorragendes Olivenöl produziert, für diese
    sekundären Duftnoten (nach Gras, frischen Blättern und grünen Duftnoten) verantwortlich.

    Sie schreiben von "gutem Öl für 7-8 Euro pro Liter ab Hof". Nun, gut und herausragend ist erstens nicht dasselbe und zweitens müsste es sich bei diesem Preisrahmen um ein Öl aus Italiens Süden oder aber aus Griechenland oder Spanien handeln. Ein toskanisches Extra Vergine gibt es leider nicht zum Spotpreis. Produktionskosten um 20 Euro pro Liter sind nicht die Ausnahme.

    Darüber hinaus ist anzumerken, dass das Siegel "TOSCANO IGP" kein vertrauenswürdiges ist. Es garantiert erfahrungsgemäss leider keine Qualität. Umso erstaunlicher also, dass DENNER dieser Wurf gelungen ist.

    Herzlich
    Silvan Brun

  • #16

    Silvan Brun (Dienstag, 19 Januar 2016 08:08)

    Korrektur:

    Ich habe etwas verwirrend und auch falsch gescgrieben.

    Das da:
    "Olivenöl kann sigar nach Erdbeeren oder nach Rosenblüten riechen. Oftmals ist hier der Müllner, der sein Handwerk versteht und aus super guten Früchten nicht nur ein gutes, sondern ein hervorragendes Olivenöl produziert, für diese
    sekundären Duftnoten (nach Gras, frischen Blättern und grünen Duftnoten) verantwortlich."

    sollte so geschrieben sein:
    Olivenöl kann sigar nach Erdbeeren oder nach Rosenblüten riechen. Oftmals ist hier der Müllner, der sein Handwerk versteht und aus super guten Früchten nicht nur ein gutes, sondern ein hervorragendes Olivenöl produziert, für diese
    sekundären Duftnoten (nach den primären Noten von Gras, frischen Blättern und grünen Duftnoten) verantwortlich.

    Ich entschuldige mich für die Verwirrung.

THE MASTER SAYS:

«Echtes natives Olivenöl extra macht aus Gutem das Beste. Es bringt die Food Revolution in die Restaurants und in die Küchen zu Hause. Wer einmal echtes EXTRA VERGINE gekostet hat, weiss es fortan zu schätzen. Viel mehr noch: ....er differenziert damit das Gute vom Schlechten. Das ist gut so.»

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